Mitte Juni 2026 kommen ein verpflichtender „Widerrufsbutton“ und neue Informationspflichten für Onlinehändler. Was ändert sich dadurch und wie können sich Shops rechtzeitig vorbereiten?

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Warum ein Widerrufsbutton?

Die EU plant eine Stärkung der Verbraucherrechte. Ziel ist es, den Widerruf von Onlinekäufen einfacher und transparenter zu gestalten. Der neue Widerrufsbutton soll Kunden ermöglichen, mit nur einem Klick ihren Vertrag zu widerrufen – ähnlich wie beim Bestellbutton. Das deutsche Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz hat bereits einen Entwurf für die Umsetzung in nationales Recht vorgelegt. Österreich wird sich vermutlich - wie üblich - daran orientieren.

Neue Pflichten für Onlinehändler

Neben dem Button kommen noch weitere Informationspflichten auf Shopbetreiber zu. Händler müssen künftig:

  • Widerrufsbutton gut sichtbar und eindeutig beschriftet einbinden
  • Bestätigung des Widerrufs unmittelbar nach Absenden bereitstellen
  • Zusätzliche Pflichtinformationen zu Widerrufsfristen, Kontaktmöglichkeiten und Abläufen klar darstellen

Chancen und Risiken für Händler

  • Mehr Vertrauen: Transparente Prozesse stärken die Kundenbindung
  • Rechtssicherheit: Klare Vorgaben reduzieren Abmahnrisiken
  • ⚠️ Technischer Aufwand: Anpassungen im Shop-System erforderlich
  • ⚠️ Abmahngefahr: Fehlerhafte Umsetzung kann teuer werden

✅ Checkliste: Widerrufsbutton & neue Informationspflichten im Onlinehandel

1. Technische Umsetzung des Widerrufsbuttons

  • Platzierung: Gut sichtbar im Kundenkonto oder auf einer zentralen Seite
  • Beschriftung: Eindeutig, z. B. „Vertrag widerrufen“
  • Funktion: Mit einem Klick muss der Widerruf ausgelöst werden können

2. Bestätigung des Widerrufs

  • Automatische Eingangsbestätigung per E-Mail oder im Kundenkonto
  • Inhalt: Datum, Uhrzeit, betroffener Vertrag/Bestellung
  • Rechtssicherheit: Speicherung der Widerrufserklärung im System

3. Erweiterte Informationspflichten

  • Widerrufsfrist klar und verständlich angeben
  • Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Telefon, ggf. Postadresse) transparent darstellen
  • Ablauf des Widerrufs Schritt für Schritt erklären
  • Folgen des Widerrufs (z. B. Rückzahlung, Rücksendung) eindeutig beschreiben

4. Rechtliche Prüfung

  • AGB & Widerrufsbelehrung anpassen
  • Datenschutz prüfen: Speicherung und Verarbeitung der Widerrufsdaten
  • Abmahnrisiken minimieren durch anwaltliche Überprüfung

5. Kommunikation mit Kunden

  • FAQ-Bereich aktualisieren
  • Kundenservice schulen, um Fragen zum Widerruf schnell beantworten zu können
  • Transparenz als Wettbewerbsvorteil nutzen

Probleme und offene Fragen für Onlinehändler

1. Technische Herausforderungen

  • Integration in bestehende Shopsysteme: Nicht jedes Shopsystem bietet sofort eine standardisierte Lösung. Individuelle Programmierung kann nötig sein.
  • Sichtbarkeit & Platzierung: Der Button muss „leicht zugänglich“ sein – aber was genau bedeutet das? Startseite, Kundenkonto oder Bestellübersicht? Hier gibt es Interpretationsspielraum.
  • Bestätigungs- und Dokumentationspflicht: Händler müssen Widerrufe technisch speichern und bestätigen – das erfordert Anpassungen an Datenbanken und E-Mail-Systemen.

2. Rechtliche Unsicherheiten

  • Unklare Formulierungen: Der Richtlinienentwurf enthält teils offene Begriffe wie „gut sichtbar“ oder „unverzüglich bestätigen“. Diese lassen Interpretationsspielraum und bergen Abmahnrisiken.
  • Abgrenzung zu bestehenden Rechten: Händler müssen sicherstellen, dass der Button nicht mit anderen Rückgabe- oder Servicefunktionen verwechselt wird.
  • Informationspflichten: Neue Vorgaben zu Reparierbarkeit, Haltbarkeit oder digitalen Diensten sind komplex und noch nicht in allen Details klar geregelt.

3. Wirtschaftliche Risiken

  • Kosten für Anpassungen: Technische Umsetzung, rechtliche Beratung und mögliche System-Updates verursachen Aufwand.
  • Abmahngefahr: Fehlerhafte oder verspätete Umsetzung kann zu Abmahnungen durch Wettbewerber oder Verbraucherverbände führen.
  • Erhöhte Widerrufsquote: Ein sehr leicht zugänglicher Button könnte die Zahl der Widerrufe erhöhen – mit entsprechenden logistischen und finanziellen Folgen.

4. Fazit

Die neuen Pflichten sind noch nicht in allen Punkten eindeutig formuliert. Vor allem die konkrete technische Umsetzung und die Auslegung unbestimmter Rechtsbegriffe bleiben kritisch. Händler sollten daher:

  • frühzeitig mit Entwicklern und Juristen zusammenarbeiten,
  • die Umsetzung eng verfolgen,
  • und Updates der Gesetzgebung im Blick behalten.

Jetzt handeln bringt Vorteile!

Die Anforderungen an Onlinehändler werden 2026 weiter steigen. Wer frühzeitig technische und rechtliche Anpassungen vornimmt, sichert sich Wettbewerbsvorteile und vermeidet rechtliche Stolperfallen.